Die innerdeutsche Grenze im Lübecker Raum
Für die Grenzdokumentationsstätte Lübeck habe ich aus Anlass des 35. Jahrestages des Mauerfalls drei Geschichten filmisch umgesetzt, die sich an der innerdeutschen Grenze im Lübecker Raum zugetragen haben – Liebe, Abenteuer, Flucht, Alkohol, Schutzengel, Seegang und Rodeln auf dem Todesstreifen.
Das Ganze war flankiert von einer groß angelegten Plakatkampagne, mit der wir das Museum aus seinen Räumlichkeiten am ehemaligen Grenzübergang in die Lübecker Innenstadt geholt haben: Zwölf 18/1 Billboards (unter anderem hatten wir fast alle Gleise des Hauptbahnhofs) und 100 fette Citylights im Lübecker Stadtgebiet. Außerdem lagen Karten in allen Lübecker Museen aus.
Danke!!! An die Dräger Stiftung, die Possehl Stiftung (Kulturfunke) und die Hansestadt Lübeck für die großzügige Finanzierung des Projektes und an die Grenzdokumentationsstätte Lübeck für die tolle Zusammenarbeit!
Ostermontag 1973, Neuleben in Mecklenburg-Vorpommern in direkter Nähe zu Lübeck und zur Wakenitz: Der 21jährige Willi macht mit seinen beiden Kumpels Harry (17) und Harry (22) nach der Arbeit (Ostermontag war in der DDR seit 1968 kein Feiertag mehr) feierabendbierselig spontan »rüber«.
Komplett ungeplant.
Das ist lebensgefährlich – und gelingt.
Damit sind er und seine Freundin Renate plötzlich getrennt.
1990: Willi und Renate treffen sich an dieser Bushaltestelle in Lüdersdorf in der Nähe von Neuleben wieder und heiraten 2002.
2024: Willi geht (und schwimmt) seine Fluchtroute noch einmal und erzählt von seiner Flucht, seinem Ankommen und seinem Leben im Westen, den ersten Besuchen im Osten vor und nach der Wende und wie er Renate wieder getroffen und schließlich geheiratet hat - knapp 30 Jahre nach der ungeplanten und urplötzlichen Trennung der beiden. In diesem Video gehen (und schwimmen) wir den Weg, den er vor 51 Jahren auf seiner Flucht genommen hat.
Sound on – listen to Willi!
Das Video ist in Kapitel unterteilt, anhand derer die Geschichte und die Beschaffenheit der innerdeutschen Grenze im Lübecker Raum erzählt wird.
November 1986: Hans-Karl von Schnitzler gelingt in diesem Kinderschlauchboot die Republikflucht über die Ostsee. Er ist der Neffe von Karl-Eduard von Schnitzler alias »Sudel-Ede«, dem Chefkommentator des »Schwarzen Kanals«, der selbst viel Freizeit im Westen verbracht hatte.
Lübeck-Schlutup, 1950er Jahre: die innerdeutsche Grenze ist noch löchrig und den Kindern und Jugendlichen, die hier aufwachsen, kein Hindernis für ihre Streiche. Sie tauschen mit den Grenzbeamten Eingewecktes aus dem Vorratsschrank der Eltern gegen Zigaretten, schleusen Bürger:innen aus dem Westen, die »drüben« eine Silberhochzeit besuchen wollen, über die Grenze und üben Rache für ihre von den Grenzern erschossenen Katzen.
Danke!